ÜBER MICH

Aufgewachsen bin ich in Dortmund, in einer liebevollen Arbeiterfamilie, die mit klassischer Musik kaum Berührungspunkte hatte. Allerdings sangen die Großeltern leidenschaftlich gern im Gesangsverein und man erzählt, sie hätten sehr schöne Stimmen gehabt. Meine Oma sang auch manchmal solistisch in Konzerten oder auf Hochzeiten, aber eine Gesangsausbildung hatte sie nicht.

Meinen Zugang zur Oper verdanke ich meinem Musiklehrer Lothar Trawny, der im Schulunterricht mein stimmliches Talent erkannte und mich zu einer Gesangsstunde einlud. Zu meinem Glück war er Tenor und gab mir den Anstoß, mich mit meiner Stimme zu befassen. Es war wie ein Wink des Schicksals, denn ich wollte mich von nun an mit kaum noch etwas Anderem beschäftigen. Durch Aufnahmen lernte ich die großen Tenöre der Gegenwart und Vergangenheit kennen, lernte Wunderlich, Gedda, Domingo,  Pavarotti,  Kraus, Anders, Heppner und Bonisolli lieben und bildete bei Lothar Trawny im Privatunterricht meine Stimme aus.

Nach dem Abitur ging ich aber zunächst zum Studium der Sonderpädagogik an die Universität zu Köln. Wäre nicht die Musik so eindrücklich in meine Leben getreten, die Pädagogik wäre ganz sicher mein Weg geblieben und hätte mich auch glücklich machen können.

Am Ende der Studienzeit traute ich mich zu ersten Erfahrungen in die große Sängerwelt: Ich nahm am Wettbewerb „Alexander Girardi“ für Oper und Operette teil, bei dem ich immerhin bis in die dritte Runde kam, danach besuchte ich erste Meisterkurse bei Deon van der Walt und Christoph Prégardien. Nun war es spätestens um mich geschehen und ich musste den Weg auf die Bühne versuchen. Meine erste Bühnenpartie: Gustl im „Land des Lächelns“ in Solingen, dann Ottokar (Der Zigeunerbaron) in Gummersbach und von dort aus ging ich ans Landestheater Detmold. Auf der Welle des Glücks bekam ich die Chance, für einen Anfängervertrag in Bremerhaven vorzusingen, was tatsächlich gelang und wo ich meine Wirkungs- und Ausbildungsstätte für drei Jahre fand. Intendant Peter Grisebach vertraute mir die ersten großen Partien an und ich konnte aus den Begegnungen mit Mozart meinen beruflichen Weg für die nächsten Jahre ebnen: Don Ottavio, Tamino, Idomeneo, Almaviva (Barbier von Sevilla), Lindoro (Italienerin in Algier), dann Faust, und Boris in „Katja Kabanowa“, der erste Alfred in der „Fledermaus“, der erste „Sänger“ im „Rosenkavalier“ usw... Die Eindrücke und Begegnungen waren überwältigend!

Ich besuchte Meisterkurse bei Edda Moser, Raúl Giménez, Margreet Honig und Horst Laubenthal, lernte aber besonders auf der Bühne und im Selbststudium und mit meinen musikalischen Partnern das Handwerk des Opernsängers.

Ich schaffte den Sprung von Bremerhaven an die Deutsche Oper am Rhein; ein wichtiger Schritt zu zahlreichen neuen Rollen auf hohem künstlerischen Niveau: Belmonte, Belfiore, Barinkay, Jaquino, Chateauneuf, Iopas und viele mehr.

Nach drei weiteren Jahren ging ich an die Oper Bonn und bald darauf auch nach Köln. Hier konnte ich „meinen“ Mozart weiterentwickeln und zugleich meine Affinität zur Französischen Oper ausbauen! Mit dem Titus brachte ich es schließlich auf zehn Mozartpartien und wagte mich mit Don José (Carmen), Gérald (Lakmé) und den Prinzen in „Rusalka“ und „Die Liebe zu den drei Orangen“ in dramatischere Gefilde. Höhepunkte dieser Zeit waren sicher Benvenuto Cellini, den ich inzwischen auch am Staatstheater Nürnberg singen durfte und Anatol Kuragin aus Prokofievs „Krieg und Frieden“, einer magischen Produktion von Nicolas Brieger an der Oper Köln.

Als Gast trat ich in verschiedenen Theatern und unterschiedlichen Rollen auf - viel Mozart, natürlich: Belmonte an der Staatsoper Berlin und der Volksoper Wien,  Tamino an der Semperoper, Idomeneo am Nationaltheater Mannheim und dem Staatstheater Wiesbaden, um nur einige zu nennen, und in Schwetzingen die Mozartpartie Nummer elf:  Mitridate! Zudem war ich als Lenski (Eugen Onegin), Max (Der Freischütz) und Lucio Silla zu Gast in Stuttgart, als Belmonte in Graz,  Boris (Katja Kabanowa) in Wiesbaden, Faust in Leipzig, Prinz (Die Liebe zu den drei Orangen) und Don José (Carmen) an der Komischen Oper Berlin, als Symon (Bettelstudent) und Caramello (Eine Nacht in Venedig) bei den Seefestspielen Mörbisch und als Hoffmann an der Volksoper und in Meiningen. Als Lucio Silla hatte ich sogar die Ehre eines Gastauftrittes an der berühmten Scala in Milano.

Ich durfte mit zahlreichen Regisseuren arbeiten, mit Konwitschny, Brieger, Loy, Doucet, Laufenberg, Hilsdorf, Freyer, Kerkhof, Scozzi, Höckmayer und Himmelmann und mit Dirigenten, wie Ettinger, Minkowski, Blunier, Junghänel, Haider, Eschwé, Joel, Zilias, Stenz, Humburg, Prießnitz, Kaftan, Petrou und Dubrovsky. Hinzu kommen noch viele Pianisten und Repetitoren, deren Arbeit nicht hoch genug geschätzt werden kann. Ich nenne hier nur Ellen Rissinger, Gertraud Ottinger, Chris Arpin und Thorsten Fabrizi, mit denen mich eine besonders lange, intensive Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet.

Seit 2012 ist Irina Gavrilovici meine Gesangslehrerin, mit der ich mich gesangstechnisch auf die vielen neuen Herausforderungen vorbereite. Ob Bach, Verdi, Wagner oder Massenet, sie hat immer Tipps parat, um die Hürden der Partien zu meistern.

In der Saison 2018/19 durfte ich am Theater Bonn als Lohengrin debütieren, ein lange anvisierter und sorgsam vorbereiteter Karriereschritt. Die Arbeit mit dem Regisseur Marco Marelli und dem Dirigenten Dirk Kaftan erwies sich als großer Glücksfall und markiert einen Höhepunkt meines bisherigen Weges. Es folgte gleich ein weiterer Höhepunkt mit Nadja Loschkys Produktion der „Rusalka“ an der Kölner Oper, in der ich die Rolle des Prinzen gesungen habe. Ein herausragender Theaterabend!

Die Pandemie hat mich ausgebremst und viele Projekte fielen ihr zum Opfer. Besonders bedaure ich den Ausfall einer Japan- und einer Chinatournee mit dem Beethoven-Orchester mit der Neunten Sinfonie und meinem Debüt als Florestan – ausgerechnet im Beethoven-Jahr 2020!

Seit der Saison 21/22 konnte ich wieder durchstarten, sang erstmals an der Staatstheatern in Kassel, Augsburg und Karlsruhe, war regelmäßig am Theater Dortmund mit großen Herausforderungen zu Gast, wie dem Éléazar in „La Juive“ und Lohengrin, sang beim Festival Berlioz und an der Oper Köln den Énée in „Les Troyens“, an der Oper Leipzig den Claudio in Wagners „Liebesverbot“ und durfte am Theater Bonn zwei fantastische Besonderheiten auf die Bühne bringen: „Li Tai Pe“ von Clemens von Franckenstein und „Der singende Teufel“ von Franz Schreker. Diese Produktionen waren überwältigend!

Es sind gerade diese Begegnungen mit Künstlerpersönlichkeiten, verrückten, wilden, liebenswerten Menschen, die das Theaterleben so außergewöhnlich machen. Ich genieße das Privileg, dazu zu gehören.